Der Kugelblick
Die Weite der Sicht ist die größte Herausforderung und die Voraussetzung für energetische Arbeit. Wir sind es normalerweise gewohnt, aus unserer Perspektive auf etwas zu schauen. Das beinhaltet, dass wir das Betrachtete mit bisher Erfahrenem vergleichen und zu einer innerlichen Wertung dessen gelangen. Besser, schlechter, gleich, ach ja, das kenne ich schon, das geht immer so aus, nicht schon wieder …
So sind wir nicht in der Lage, neutral und unabhängig etwas zu betrachten, die ganze Schönheit dessen zu erkennen und uns unvoreingenommen auf Neues einzulassen. Wir können es auch mit dem Blick auf einen Blumenstrauß vergleichen, wobei wir einen Teil der Blume fixieren, jedoch glauben, den ganzen Blumenstrauß zu sehen. So kommt jeder Betrachter zu einer anderen Beschreibung des Blumenstraußes. Und der Blumenstrauß zeigt in jede Richtung ein anderes Bild.
Für einen Innenraumdesigner mag das so okay sein, dann wird der Blumenstrauß so gedreht, dass die schönste Seite zusehen ist. Für einen Therapeuten und Coach ist diese Sichtweise der Todesstoß.
Vor vielen Jahren fiel mir eine Schwachstelle der Arbeitsweise bei einem Patienten auf. Ich stellte mir mit dem Armlängentest die Frage, ob ich mit der Behandlung fertig bin. Die Antwort war »Ja«. Doch ich hatte das Gefühl, es fehlt noch etwas in der Behandlung. Nun stellte ich mir vor, ich wäre eine Frau und in diesem Fall antwortete der Armlängentest, dass die Behandlung noch nicht beendet sei. Das war für mich das Zeichen, dass ich meine individuelle Sichtweise verlassen muss, um verlässliche Antworten zu erhalten.
So habe ich einen Blick entwickelt, bei dem es egal ist, ob ich Mann, Frau, Kind, Europäer, Asiate, Afrikaner oder Mondmännchen bin und immer die gleichen übereinstimmenden Ergebnisse beim Testen erhalte. Ich schaue von oben, unten, rechts, links, von überall zugleich auf diesen Menschen.
Der Kugelblick ist das Schwerste für alle, die ganzheitlich arbeiten.